Bereits Ende 1945 plante die französische Militärregierung die Gründung einer Universität im nördlichen Teil ihrer Besatzungszone. Unter einigen Bewerbern war die Stadt Mainz der aussichtsreichste Kandidat, auch weil die Stadt mit der 1477 gegründeten und zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der französischen Zeit faktisch aufgelösten Alten Universität eine Vorgängerinstitution aufweisen konnte.

Am 22. Mai 1946 fand die feierliche Eröffnung der nach einem Vorschlag von Aloys Ruppel, Direktor des Gutenbergmuseums und der Stadtbibliothek, nach Johannes Gutenberg benannten Universität statt. Die Rednerliste dieser Feierlichkeiten mit 13 Rednern zeigt den hohen Stellenwert, den die französische Regierung der Universitätsneugründung beimaß. Viele wichtige Persönlichkeiten hielten an diesem Tag Reden: Oberregierungspräsident Dr. Eichenlaub, Regierungspräsident Steffan, Bischof Albert Stohr, die Rektoren der Universitäten Freiburg, Frankfurt am Main und Straßburg, der französische Oberkommandierende in Deutschland General Koenig, der Generalbevollmächtigte für die französische Militärregierung General Laffon und der Leiter der französischen Kulturbehörde General Raymond Schmittlein.

Gründungsrektor wurde Josef Schmid. Allerdings legte dieser am 13.10.1947 sein Amt wieder nieder. Dabei spielten verschiedene Punkte eine Rolle. Laut neuesten Forschungsergebnissen war Schmid einer Verleumdungskampagne des damaligen AStA-Vorsitzenden Peter Manns und des Verwaltungsdirektors der Universität Fritz Eichholz ausgesetzt, die seiner Reputation sehr schadete. Der unter diesem Text eingebettete Vortrag von Hermann-Josef Braun fasst die damaligen Geschehnisse zusammen. Von 1949-1952 war Schmid von seinem Dienst suspendiert, das Verfahren gegen ihn endete aber mit einem Freispruch. Danach war er noch bis zu seiner Emeritierung 1966 Professor für Geographie an der Philosophischen Fakultät der Universität Mainz.

Da man in kürzester Zeit rund hundert Professoren anwerben musste, verzichtete man aus Zeitgründen auf ein reguläres Verfahren durch die Entnazifizierungsausschüsse. Die Berufungen fanden statt, indem Rektor Schmid Vorschläge machte und diese dann an Raymond Schmittlein schickte, der diese Vorschläge dann annahm oder nicht. Dieses Vorgehen stieß auf Kritik. Sowohl die Landesregierung als auch die Bevölkerung bezeichneten die Uni als „Zufluchtsstätte für politisch belastete Professoren und Studierende“. Antwortend auf diese Kritik ordnete Generalverwalter Emile Laffon im Mai 1947 eine Spruchkammer an, die das gesamte Personal und den Lehrkörper untersuchen sollte. Von 713 Personen galten 412 als „nicht betroffen“, 239 fielen unter die Amnestie, 60 waren bereits in anderen Zonen entlastet worden. 2 Mediziner wurden als „Mitläufer“ eingestuft und entlassen.

Zum Sommersemester 1948 waren schon 6.000 Studierende immatrikuliert – innerhalb von zwei Jahren hatte sich die Studierendenzahl also nahezu verdreifacht. Die Medizinerausbildung wurde im Krankenhaus der Stadt Mainz durchgeführt, das 1952 schließlich gänzlich zum Universitätsklinikum umgewandelt wurde

In den ersten Semestern gab es keine Mensa – Selbstversorgung war angesagt. Da in Mainz der Wohnraum knapp war, mussten viele Studierende weite Anfahrtswege in Kauf nehmen. Zwar gab es ein Wohnheim im Dachgeschoss des Forums, dort mussten sich allerdings unkomfortabel je vier Studierende ein Zimmer teilen.


Autor: Lutz Luckhaupt

Literatur:

  • Brüchert, Hedwig: „Réeducation“ durch Bildung und Kultur. In: Brüchert, Hedwig (Hrsg.): Es ist bald wieder gut…? Mainz 1945-1962. Mainz 2015 (= Schriftenreihe des Stadthistorischen Museums Mainz, Bd. 8), S. 133-143.
  • Krausch, Georg (Hrsg.): 75 Jahre Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Universität in der demokratischen Gesellschaft. Regensburg 2021.

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