Jede:r Deutsche:r kennt sie – die Zahnpasta mit den zwei Bindestrichen. Dass sie schon über 70 Jahre alt ist, glaubt man kaum. Und sie stammt ursprünglich aus Rheinland-Pfalz – genauer gesagt von den Blendax-Werken in Mainz.

Beteiligt daran war die Apothekerin Hertha Seekatz, die in Westerburg aufwuchs und 1931 Abitur machte. Danach durchlief sie das zweijährige Apothekenpraktikum. Die Heirat mit Alfred Hesse und die Geburt ihrer Tochter beendeten ihre Berufslaufbahn zunächst. Nachdem jedoch ihr Mann im Krieg gefallen war, studierte Hertha Hesse bis 1945 Pharmazie. In den folgenden Jahren forschte sie an der Universität Marburg über Karies und entwickelte eine Zahnpasta-Rezeptur, die das Mainzer Unternehmen Blendax kaufte; dieses war als Tochter des Mainzer Schuhcremeproduzenten Werner & Mertz gegründet worden.

Im Februar 1951 kam die auf Hertha Hesses Rezeptur basierende medizinische Zahnpasta blend-a-med auf den Markt, die zunächst nur über Apotheken vertrieben wurde. Von 1950 bis 1959 forschte Hesse bzw. Hafer, da sie 1951 den Chemiker Herbert Hafer heiratete, für die Blendax-Werke, veröffentlichte zahlreiche Beiträge über Karies und meldete u.a. mit Dr. Karl Küsbert und Dr. med. Theo Lammers von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Patente für Zahn- und Mundpflegemittel an.

Im Jahr 1955 produzierte Blendax insgesamt 42,6 Mio. Zahnpastatuben und war damit Spitzenreiter in der Bundesrepublik. Ein Jahr später landete das Unternehmen mit der Lancierung der Kinder-Zahnpasta Blendi, die von der bereits bekannten Figur des Blendax-Max flankiert wurde, einen erfolgreichen Coup. Ab 1970 war blend-a-med auch im Einzelhandel erhältlich und versorgte bald einen bedeutenden Teil des Zahnpastamarktes.

Im Jahr 1987 wurde der Mainzer Zahncreme-Marktführer mit 2.300 Beschäftigten von Procter & Gamble in Schwalbach am Taunus übernommen. Der Standort in Rheinhessen wurde 2002 aufgegeben. Heute ist Blend-a-med noch die zweitbeliebteste Zahncreme der Deutschen, hinter Colgate.


Autorin: Ute Engelen

Literatur:

  • Ute Engelen: Hertha Hafer – Die „Blendax‘ Chefapothekerin“, in: Susanne Kern, Petra Plättner (Hrsg.), Frauen in Rheinhessen. 1816 bis heute. Mainz: Nünnerich-Asmus Verlag 2015, S. 175-180, online unter https://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/biographien/hafer-hertha.html?L=0
  • Blendax (Hg.): Blendax … erst 25 Jahre alt. Ein Bericht über die Gründung und die ersten 25 Jahre der Blendax-Werke in Mainz. Mainz 1957.

Weblinks: