Die Stadt Mainz hatte sich um die Wende zum 20. Jahrhunderts zu einer Industriestadt gemausert, in der bedeutende Unternehmen wie die Lederfabrik Mayer, Michel & Deninger, die Mainzer Aktienbierbrauerei und die Gießerei Gasapparat- und Gußwerk ansässig waren. Mit den Eingemeindungen der Gemeinden Mombach, Amöneburg, Kastel und Kostheim (1907, 1908 und1913) kamen Großbetriebe wie der Baustoffproduzent Dyckerhoff, die Chemischen Werke Albert oder die Gastellsche Waggonfabrik hinzu.

Der Ersten Weltkrieg und die anschließende Besatzung bis 1930 stellten viele Unternehmen vor Herausforderungen, doch erholten sich die meisten in den frühen 1930er Jahren wieder. Dann setzte der Zweite Weltkrieg sie abermals unter Veränderungsdruck.

Im März 1945 marschierten amerikanische Truppen in Mainz ein. Im Sommer 1945 wurden die rechtsrheinischen Stadtteile von der Stadt getrennt, sodass ein Großteil der Industrie verloren ging. Dadurch entgingen ihr Gewerbesteuern von bedeutendem Umfang. Insbesondere Oberbürgermeister Franz Stein (1949-1964) war die Ansiedlung neuer Unternehmen, u.a. auf der Ingelheimer Aue, ein wichtiges Anliegen. Hierfür ließ er 1950 ein Amt für Wirtschaftsförderung einrichten.

Dass der Glasunternehmer Erich Schott überzeugt werden konnte, nach Mainz zu kommen, war ein wichtiger Erfolg für das Bundesland Rheinland-Pfalz. Im Jahr 1950 hatten noch Städte wie Düsseldorf zur Wahl gestanden. Der Jenaer Unternehmer hatte mit seinen Mitarbeiter:innen nach der Deportation in die amerikanische Zone in den vergangenen Jahren nur provisorische Räumlichkeiten nutzen können. Die Stadt Mainz kam dem Unternehmen finanziell entgegen und erließ ihm bis Ende 1958 Grund- und Gewerbesteuer. Auch aus dem Marshallplan erhielt Schott Kredite.

Am 2. Juni 1951 erfolgte der erste Spatenstich auf dem erweiterten Gelände des früheren Schlacht- und Viehhofs in Mainz. Am 10. Mai 1952 fand mit großen Feierlichkeiten der erste Glasguss statt. Das Jenaer Glaswerk Schott & Gen. stellte insbesondere optische Gläser, Hohlgläser für den privaten und Laborbedarf sowie ab 1955 Fernsehglaskolben her. Später kamen zum Beispiel Ceran-Kochflächen, Solarmodule, Displaygläser und Spezialgläser wie für Weltraumteleskope hinzu.

Lange war das Jenaer Glaswerk Schott & Gen. das zweitgrößte Industrieunternehmen in ganz Rheinland-Pfalz hinter der BASF in Ludwigshafen. Es beschäftigte zeitweise – so im Jahr 1968 – über 5.500 Menschen in Mainz und 11.000 deutschlandweit. Heute sind in Rheinland-Pfalz etwa 2.900 Beschäftigte für die SCHOTT AG tätig.


Autorin: Ute Engelen

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