Unter den Weinbergen zwischen Ahrweiler und Dernau verbarg sich früher einmal eines der geheimsten Bauwerke der Bundesrepublik Deutschland. Es handelte sich um eine Bunkeranlage, die offiziell den Namen „Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland in Krise und Krieg“ trug – kurz „Regierungsbunker“. Dieser wurde aber auch unter Deck- bzw. Tarnnamen wie Rosengarten, Dienststelle Marienthal und THW-Anlage Marienthal geführt.

Ursprünglich sollten die Bauarbeiten des Bunkers in Bad Neuenahr-Ahrweiler 1960 beginnen, doch der Startschuss verzögerte sich aus verschiedensten Gründen: Zum einen bot das ausgesuchte Gebirge die für einen solchen Bau geforderte Mindestüberdeckung von 200m nicht, zum anderen war die Gesteinsqualität nicht ausreichend. Mehrere Gutachten wurden bis Herbst 1961 angefertigt. Schließlich gab die Bundesregierung trotz allem ihr ,,OK“ und der Bau konnte Anfang 1962 beginnen. Unter Federführung des Bundesinnenministeriums und unter großer Geheimhaltung entstand der Bunker bis 1971 in zwei von fünf Anfang des 20. Jahrhunderts gebauten Tunneln (Kuxberg- und Trotzenbergtunnel) der nie fertiggestellten Eisenbahnstrecke Ruhr-Mosel-Entlastungslinie. Die fertige Anlage wies eine Länge von 17,3 km auf und sollte im Verteidigungsfall der deutschen Bundesregierung als Ausweichsitz und unterirdische Führungsanlage dienen. Nachdem der Kalte Krieg beendet war, wurde die Anlage Ende der 1990er Jahre aus Kostengründen stillgelegt. Anfang der 2000er Jahre wurde mit der Entkernung der gesamten Anlage begonnen. Nach dem Rückbau zwischen 2001 und 2006 waren nur noch 203 Meter der ehemaligen Anlage erhalten geblieben, die anschließend in das Museum Dokumentationsstätte Regierungsbunker umfunktioniert wurden.

Der ehemalige Regierungsbunker wurde im Juni 2009 mit dem Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe, dem „Europa Nostra Award“, ausgezeichnet. Damit wurde zum ersten Mal ein Atomschutzbunker in die Riege der europäischen Kulturgüter aufgenommen.


Autor: Maximilian Deheck

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