Der chemischen Industrie kam für Rheinland-Pfalz von Anfang an große Bedeutung zu. So erwirtschaftete sie bereits 1953 über ein Fünftel des industriellen Umsatzes des Bundeslandes. Knapp 16% aller in der Industrie Arbeitenden waren in chemischen Betrieben tätig. Im Jahr 1975 gab die Branche erstmals über einem Fünftel aller in der Industrie Beschäftigten Arbeit!

Wie damals stellen heute (2020) die chemische und pharmazeutische Industrie etwa 20,1 % aller im Verarbeitenden Gewerbe Tätigen (rund 48.000 bzw. 11.000 Beschäftigte). 108 Betriebe mit mindestens 20 Mitarbeitenden steuerten im Jahr 2020 mit 25,5 Mrd. Euro annähernd ein Drittel zum industriellen Umsatz des Bundeslandes bei. Die Exportquote von Rheinland-Pfalz liegt mit über 70 % deutlich über dem industriellen Durchschnitt.

Um welche Betriebe handelt es sich eigentlich? BASF und Boehringer Ingelheim „kennt ja jede:r“, doch auch wenn diese mit 39.500 und 8.600 Mitarbeitenden den Löwenanteil stellen, sind die meisten der Chemieunternehmen deutlich kleiner: 90 % von ihnen haben weniger als 500 Beschäftigte, die Hälfte sogar weniger als 100. Neben den in den über 100 Betrieben mit mindestens 20 Mitarbeitenden in den Statistiken bestehen fast 140 kleinere Unternehmen mit weiteren 5.000 Beschäftigten.

Was produzieren die chemisch-pharmazeutischen Unternehmen? Die Branche spiegelt eine große Vielfalt wider, von chemischen Grundstoffen über Körperpflegemittel und Kunststoffwaren bis hin zu Medikamenten oder Lacken.

Wo sind die chemischen Betriebe tätig? Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelte sich die chemische Industrie im heutigen Rheinland-Pfalz insbesondere am Rhein an, mit Schwerpunkten in Ludwigshafen, Ingelheim, Worms und Mainz. Viele der Unternehmen sind deutlich über 100 Jahre alt.

Sie profitieren von einer vorteilhaften Wissenschaftsinfrastruktur durch Forschungseinrichtungen wie das Max-Planck-Institut für Chemie, das Max-Planck-Institut für Polymerforschung, das Institut für Molekulare Biologie in Mainz, das Institut für Biotechnologie und Wirkstoff-Forschung in Kaiserslautern sowie Universitäten wie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und darüber hinaus natürlich auch in den Nachbarländern wie Hessen und Baden-Württemberg. Die Lage in den Ballungsgebieten Rhein-Main und Rhein-Neckar ermöglicht den Zugriff auf einen großen Pool qualifizierter Mitarbeitender. Überdies ist hier die Verkehrsanbindung über den Rhein, den Flughafen Frankfurt, die Autobahn und auch die Eisenbahn vorteilhaft.



Autorin: Ute Engelen

Literatur:

  • Abelshauser, Werner (Hg.) (2002): Die BASF. Eine Unternehmensgeschichte. München (Sonderausgabe für die BASF Aktiengesellschaft).
  • Kant, Horst; Reinhardt, Carsten (Hg.) (2012): 100 Jahre Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Institut für Chemie (Otto-Hahn-Institut). Facetten seiner Geschichte. Berlin: Archiv der Max-Planck-Gesellschaft (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, 22).
  • Ludmann-Obier, Marie-France (1989): Die Kontrolle der chemischen Industrie in der französischen Besatzungszone 1945 - 1949. Mainz: v. Hase & Koehler (Veröffentlichungen der Kommission des Landtages für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, 13).
  • Penning, Manfred (2011): Schellack in Mainz. Die 150-jährige Ära der Schellack-Produktion in Mainz. Begleitkatalog zur Ausstellung im Stadthistorischen Museum Mainz vom 5. Juni bis 30. Oktober. Bodenheim: Bonewitz (Schriftenreihe des Stadthistorischen Museums Mainz, 5).
  • Veröffentlichungen des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz, in Print und online unter https://www.statistik.rlp.de/, u.a. https://www.statistik.rlp.de/de/wirtschaftsbereiche/industrie-bau-handwerk/basisdaten-land/tabelle-3/, Statistische Jahrbücher etc.
  • ChemieVerbände Rheinland-Pfalz, https://www.chemie-rp.de/die-branchen/struktur

Weblinks: