„Kannenbäckerland“ – so wird die Region genannt, die sich vom südwestlichen Rand des Westerwalds bis zum Mittelrhein erstreckt. Den Namen bekam das Gebiet bereits Ende des 18. Jahrhunderts und er steht für den Tonabbau und das Töpferhandwerk, welches bis in die heutige Zeit die Region prägt. Typischer „Exportschlager“ des Kannenbäckerlandes waren die überall bekannten blau bemalten salzglasierten Steinzeuggefäße, aber auch Tonpfeifen. Um diese Industriegeschichte der Region zu dokumentieren, wurde im Jahr 1976 in Höhr-Grenzhausen das Keramikmuseum Westerwald gegründet. Heute ist es eines der größten Keramikmuseen Europas und verbindet in seinen Ausstellungen Handwerk und Kunst mit Regionalgeschichte.

In Höhr-Grenzhausen befindet sich neben dem Museum auch eine zentrale Weiterbildungs- und Forschungsstelle für das Keramikhandwerk. Bereits 1879 nahm die Keramikfachschule ihren Betrieb auf. Hier kann man bis heute die Vielfalt des Rohstoffes Ton erforschen und experimentieren. Die Schule entwickelte sich zum WesterwaldCampus der Hochschule Koblenz. Hier kann man heute die Studiengänge Bachelor of Engineering „Werkstofftechnik Glas und Keramik“ sowie Master of Engineering „Ceramic Science and Engineering“ studieren. Seit 2020 gibt es außerdem den neuen Studiengang Keramik-Wirtschaftsingenieurwesen.

Längst steht das Kannenbäckerland nicht mehr nur für Steinzeuggefäße. Keramik wird heute in Höhr-Grenzhausen als Hightech-Material erforscht und genutzt. So wird der Werkstoff heute zum einen in der Medizin verwendet, wo er beispielsweise in Zahnimplantaten, künstlichen Hüften und Kniegelenken verwendet wird. Zum anderen befindet sich Keramik auch in verschiedenen Bereichen der Technik wie beispielsweise in Katalysatoren von Kraftfahrzeugen, als Isolator in Zündkerzen, in Mobilfunkgeräten und auch in der Raumfahrt. Keramik als universeller Rohstoff kann in Höhr-Grenzhausen auf einem Campus für Forschung, Entwicklung und wissenschaftliche Ingenieursausbildung erlebbar gemacht werden.


Autor: Lutz Luckhaupt

Weblinks: