Gleich zwei Bundespräsidenten – der amtierende Karl Carstens und Altbundespräsident Walter Scheel – Bundeskanzler Helmut Kohl, Bundeskanzler a.D. Willy Brandt, der Präsident des Europaparlaments Piet Dankert, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Annemarie Renger und natürlich der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Bernhard Vogel. Dieser hohe Besuch kam im Mai 1982 in den Pfälzer Wald. Das 150. Jubiläum des Hambacher Festes von 1832 war die bis dahin größte Erinnerungsfeier für diesen Meilenstein der deutschen und europäischen Demokratiegeschichte. Eine ganze Reihe von Veranstaltungen fand während der Festdekade vom 18. bis 27. Mai 1982 in Neustadt und auf dem Hambacher Schloss statt, darunter eine Festsitzung des Landtages, der Tag der Jugend und natürlich ein großes Volksfest.

Die Feier zum 150. Jahrestag führte zu verschiedenen Konflikten, da die CDU-Landesregierung andere politische Parteien von den Planungen ausschloss. Es fanden daraufhin verschiedene alternative Veranstaltungen neben den offiziellen Feierlichkeiten statt, so von der FDP, der SPD und der Friedensbewegung.

Die Vorgeschichte

In den deutschen Ländern entwickelte sich im Vormärz eine immer breiter aufgestellte liberale Oppositionsbewegung. Die Pfalz war eine der Hochburgen dieser liberal-demokratischen Opposition. Das Gebiet hatte zwischen der Französischen Revolution von 1789 und der Revolution 1848/49 so viele Umbrüche wie keine andere deutsche Region erlebt. Die linksrheinischen Gebiete waren beispiellos von den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Revolutionen und Unruhen, der französischen Besatzung sowie von Reformen und Gebietsneuordnungen betroffen. Diese Ereignisse förderten die Verbreitung neuer aufgeklärter Ideen von politischer Mitbestimmung und bürgerlichen Freiheiten. Wirtschaftliche Not traf daher auf ein starkes bürgerliches und bäuerliches Selbstbewusstsein sowie eine revolutionäre Tradition.

Das Sprachrohr der Opposition waren zum einen die Abgeordneten in den Landtagen und zum anderen die liberale Presse. Doch der Einfluss der Abgeordneten unterlag vielen Schranken. Und auch die liberale Presse wurde nach 1830 vermehrt zum Ziel von Unterdrückungsmaßnahmen wie Zensur, Beschlagnahmung und Schließung von Druckereien. Als neues Forum der politischen Meinungsbildung entwickelte sich nun die öffentliche Festkultur: In den 1830er Jahren gab es dutzende Volksfeste mit politischem Charakter.

Das Hambacher Fest am 27. Mai 1832

Das Hambacher Fest war einer der Höhepunkte der liberal-bürgerlichen Opposition im Vormärz. Im Mai 1832 folgten rund 25.000 bis 30.000 Menschen aus ganz Europa der Einladung zur Feier auf dem Schlossberg bei Neustadt. Man wolle ein Fest für die „Erstrebung gesetzlicher Freiheit und deutscher Nationalwürde“ feiern und lud deutsche Männer jeden Standes und auch Frauen dazu ein. Auf dem Fest wurden über 20 Reden gehalten, in welchen die Ziele des vormärzlichen Liberalismus formuliert wurden: nationale Einheit, politische Freiheit, Pressefreiheit, Volkssouveränität und europäische Solidarität.

Das Fest war für die liberale Bewegung und deren Forderungen in ganz Deutschland von enormer Bedeutung. Durch die Verbindung von Volksfest und politischer Kundgebung handelte es sich um die erste politische Massendemonstration in Deutschland.

Schwarz-Rot-Gold

Entstanden in den frühen Burschenschaften als Erinnerung an die Uniformen des Lützower Freikorps in den Befreiungskriegen, entwickelten sich die Farben Schwarz, Rot und Gold schnell zu den Farben der Opposition. Sie symbolisierten die Forderungen nach Freiheit, Bürgerrechten und deutscher Einheit. Auf dem Hambacher Fest 1832 wurde erstmals eine Fahne in den Farben Schwarz-Rot-Gold in drei gleichbreiten Farbstreifen getragen, so wie sie auch heute wieder auf der Bundesflagge zu sehen sind. Auch im damals neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz entschied man sich 1948 in Anlehnung an diese Tradition im Landeswappen für die Farben Schwarz, Rot und Gold.


Autorin: Sarah Traub

Literatur:

  • 150 Jahre Hambacher Fest. Ein Rückblick auf das diesjährige Jubiläum. In: Die Pfalz am Rhein 55 (1982), Heft 5. S. 403–415.
  • Keim, Anton Maria/Mathy, Helmut (Hrsg.): Hambach 1832–1982. Ereignis, Grundwerte, Perspektiven. Ein politisches Lese- und Bilderbuch zur Geschichte von Freiheit und Demokratie. Mainz 1982.
  • Kermann, Joachim/Nestler, Gerhard/Schiffmann, Dieter (Hrsg.): Freiheit, Einheit und Europa. Das Hambacher Fest von 1832. Ursachen, Ziele, Wirkungen. Ludwigshafen a. Rh. 2006.

Weblinks: