Schuhmetropole Pirmasens – größtes deutsches Schuhdorf Hauenstein – Deutsches Schuhmuseum – Schuhmeile Hauenstein: das sind nur einige zentrale Merkmale, die bis heute den südwestpfälzischen Raum charakterisieren. Einen Raum, der durch eine 300-jährige Schuhgeschichte geprägt ist.

Als nach dem Tod des Landgrafen Ludwig IX. im Jahre 1790 die Pirmasenser Garnison aufgelöst wurde, waren die in Pirmasens lebenden Soldaten und deren Familien ohne Beschäftigung. Aus der Not heraus fertigten sie einfache Woll- und Stoffschuhe, die sogenannten Schlappen. Wie die Schuhe unter die Leute kamen ist in zwei unterschiedlichen Geschichten überliefert: In einer Version Familien zogen umher, um die gefertigten Schuhe zu verkaufen, während die Männer zu Hause neue herstellten. Oft ist auch davon die Rede, dass die Männer die Schuhe als Hausierer verkauften und die Frauen sie zu Hause herstellten. Mit der Zeit erwarben sich die in Pirmasens hergestellten Schuhe einen guten Ruf und es entwickelte sich eine beachtliche Schuhindustrie. Die zunehmende Industrialisierung im 19. Jahrhundert begünstigte den Aufbau von Großbetrieben; aus kleinen Familienbetrieben entstanden Schuhfabriken, wenn auch die Branche – auch in Pirmasens – stark mittelständisch geprägt blieb. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde auch in den umliegenden Dörfern der Schuhmetropole Pirmasens die industrielle Schuhfertigung aufgenommen. Besondere Bedeutung erlangte dabei das Dorf Hauenstein, dass sich innerhalb weniger Jahrzehnte zum größten deutschen ,,Schuhdorf“ entwickelte.

Existenzielle Nöte der Kriegs- und Nachkriegsjahre erschütterten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Schuhindustrie in Pirmasens und Umgebung.
Nichtsdestotrotz behauptete die Region um Pirmasens in den 1920er Jahren ihre Position als deutsches Zentrum der Schuhindustrie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg machte man sich daran, die Fabriken wieder aufzubauen und teilweise zu vergrößern. Es kam zu einer Hochkonjunktur. Die Zahl der in der rheinland-pfälzischen Schuhindustrie beschäftigten Mitarbeiter erreichte mit 32.689 im Jahre 1960 einen Höchststand. Über ein Drittel aller Lederstraßenschuhe aus der Bundesrepublik Deutschland wurden in der Pfalz gefertigt. In den Jahren nach 1970 begann jedoch ein stetiger Rückgang in Verkauf und Umsatz und viele Betriebe mussten schließen. Viele verlagerten ihre Produktion ins Umland und in einem zweiten Schritt in Niedriglohnländer. Dieses partielle Auslagern ermöglichte das ,,Überleben“ der Firmen und des Standortes. Seit dem Jahrtausendwechsel erfolgte in Pirmasens ein soziales und wirtschaftliches Umdenken und man begann, sich um einen Strukturwandel zu bemühen: International angesehene Institutionen wie das wissenschaftliche Prüf- und Forschungsinstitut, die neugegründete Fachhochschule und die reformierte Schuhfachschule setzten deutliche Signale für einen Aufschwung und eine neue Schuh-Zukunft.


Autor: Maximilian Deheck

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