Zu Beginn des aktuellen Jahrtausends wurde eine rheinland-pfälzische Berühmtheit gefeiert, die im ausgehenden Mittelalter eine regelrechte Medienrevolution auslöste. Das Jahr 2000 stand im Zeichen von Johann Gensfleisch zur Laden, genannt Johannes Gutenberg, und seiner Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Er wurde etwa 600 Jahre zuvor, um 1400, in Mainz geboren. Aus diesem Anlass feierte die Stadt Mainz zusammen mit der ganzen Welt das „Gutenbergjahr“ für den „Man of the Millenium“, zu dem Gutenberg 1998 durch us-amerikanische Journalisten gewählt wurde. „Time Life“, ein renommiertes amerikanisches Magazin, nannte 1997 seine Erfindung die bedeutendste Entdeckung des vergangenen Jahrtausends.

Aus Johannes Gutenbergs Kinder- und Jugendzeit ist wenig bekannt. Ab 1434 lebte er nachweisbar in Straßburg, wo er mit mehreren Teilhabern eine Finanzierungsgesellschaft für die Entwicklung eines neuen technischen Verfahrens gründete. Außerdem versuchte man sich an der Serienproduktion von Wallfahrtspiegeln für die Pilger zum Aachener Dom. Diese Produktion aus gegossenem Zinn zeigen, dass Gutenberg schon früh im Metallguss arbeitete.

1444 verliert sich die Spur des späteren Buchdruckers für einige Jahre. 1448 lebte er wieder in seiner Heimatstadt Mainz. Dort nahm er einen Kredit auf, wohl um in die Weiterentwicklung seiner Erfindung zu investieren. 1450 begann Johannes Gutenberg eine Geschäftspartnerschaft mit dem reichen Mainzer Kaufmann und Geldverleiher Johannes Fust. Die beiden starteten ein gemeinsames Projekt, das später unter anderem „Werk der Bücher“ genannt wurde. Fust zahlte Gutenberg im Abstand von zwei Jahren je 800 Gulden, damit dieser seine Druckerpresse sowie sein Druckverfahren mit beweglichen Metalllettern fertigstellen konnte. Von 1452 bis 1454 arbeitete Gutenberg daran, seine 42-zeilige Bibel in lateinischer Sprache zu drucken. Noch heute wird diese Bibel oft „Gutenbergbibel“ genannt. Das fertige, 1.282 Seiten dicke Werk hatte eine Auflage von etwa 180 Stück – 150 auf Papier und 30 auf Pergament. Auf der Messe in Frankfurt am Main 1454 wurde die Bibel erstmals vorgestellt und verkauft.

Aufgrund finanzieller Streitigkeiten endete die Geschäftsbeziehung zwischen Johannes Gutenberg und Johannes Fust 1455. Nach einer Klage Fusts wegen ausbleibender Geldrückzahlungen kam es zu einem Gerichtsverfahren, in dessen Verlauf Gutenberg möglicherweise Teile seiner Gerätschaften und große Teile der Bibelauflage an Fust abgeben musste. In jedem Fall betrieb Johannes Fust nach dem Rechtsstreit die Gutenberg'sche Druckerei weiter – zusammen mit Peter Schöffer, einem ehemaligen Mitarbeiter Gutenbergs und zukünftigen Schwiegersohn von Johannes Fust.

Wohl zusammen mit dem neuen Geschäftspartner Konrad Humery baute Johannes Gutenberg in der Folge eine neue Druckerwerkstatt auf. 1462 musste er wahrscheinlich – so wie viele andere Mainzer Bürger auch – aufgrund der Mainzer Stiftsfehde die Stadt verlassen. 1465 kehrte er zurück und wurde vom neuen Erzbischof Adolf von Nassau zum Hofmann ernannt. Am 3. Februar 1468 starb Johannes Gutenberg im Hof zum Algesheimer in Mainz. Die Druckerwerkstatt wurde von Konrad Humery weitergeführt.

Gutenbergs Erfindung startete eine Medienrevolution, die vergleichbar ist mit der Revolution des Internets in unserer heutigen Zeit. Johannes Fust und Peter Schöffer verfeinerten das Verfahren des Typengusses weiter. Auch weitere Druckwerkstätten nutzten Gutenbergs Entwicklungen. So verbreitete sich die Buchdruckerkunst schon kurz nach Gutenbergs Tod zuerst im Heiligen Römischen Reich und von dort in Europa und der ganzen Welt.

Durch die Möglichkeit des Druckens konnten mit Flugschriften und Zeitungen neue Nachrichtenformate entstehen, die den Informationsfluss über das Weltgeschehen für die Bevölkerung enorm beschleunigte. Auch neues Ideengut wie der Humanismus oder die Reformation konnte schnell verbreitet werden. Der Buchdruck mit beweglichen Lettern trug somit maßgeblich zur Durchsetzung dieser Ideen bei.


Autor: Lutz Luckhaupt

Literatur:

  • Matheus, Michael / Ochs, Heidrun / Sprenger, Kai-Michael (Hg.): Reviewing Gutenberg. Historische Konzepte und Rezeptionen. Stuttgart 2021.
  • Ochs, Heidrun: Gutenberg und sine frunde. Studien zu patrizischen Familien im spätmittelalterlichen Mainz. Diss. Universität Mainz 2007. Stuttgart 2014.

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