Nikolaus von Kues, geboren 1401 in Kues an der Mosel (heute Bernkastel-Kues), latinisiert Nicolaus Cusanus, gehörte zu den bedeutendsten Mathematikern und Philosophen im Europa des 15. Jahrhunderts. Er verband seine intellektuellen Interessen mit einer Laufbahn in der Kirche. Nach dem Tod seines Förderers, dem Trierer Erzbischof Otto von Ziegenhain († 1430), für den er als Sekretär tätig gewesen war, ergriff Cusanus im Streit um die Nachfolge Partei für Ulrich von Manderscheid („Trierer Schisma“). Ulrichs Rivalen waren Jakob I. von Sierck, den die Mehrheit des Domkapitels gewählt hatte, und Raban von Helmstatt, der Kandidat von Papst Martin V.
Ulrich setzte sich schlussendlich durch, wurde aber exkommuniziert. Nach dem Tod Papst Martins im Jahr 1431 schickte Ulrich von Manderscheid Nikolaus von Kues zum Basler Konzil (1431-1449), um seine Interessen zu vertreten. Das Konzil entschied sich jedoch gegen Manderscheid. Nikolaus von Kues machte sich unabhängig von diesem Ausgang einen Namen als Vertreter des Konziliarismus – eine Richtung, die die Autorität des Konzils über die des Papstes stellte. 1436 wechselte er dennoch ins Lager von Papst Eugen IV., das letztlich die Oberhand gewann.
Im August 1437 reiste Cusanus in päpstlichem Auftrag von Venedig nach Konstantinopel, um den byzantinischen Kaiser Johannes VIII., den Patriarchen von Konstantinopel Joseph II. und weitere Vertreter der Ostkirche zu einem Unionskonzil nach Ferrara einzuladen und nach Italien zu begleiten. Im Anschluss an diese Mission wurde Cusanus von Eugen IV. mit der Aufgabe betraut, in Deutschland für die Interessen des Papstes zu werben.
1448 ernannte ihn der Nachfolger von Eugen IV. († 1447), Papst Nikolaus V., zum Kardinal und 1450 zum Fürstbischof von Brixen. Bevor Nikolaus von Kues jedoch 1452 sein Amt als Bischof antrat, setzte der Papst ihn als Legat für das Reich ein, um dort den Jubiläumsablass des Jahres 1450 zu verkünden und kirchliche Reformen durchzusetzen. In dieser Zeit entstand wahrscheinlich auch eine der ersten Karten Mitteleuropas, die auf die Aufzeichnungen von Cusanus zurückgeht. Die Jahre nach seinem Amtsantritt im Bistum Brixen waren von zahlreichen Konflikten mit Herzog Sigismund von Tirol, dem Tiroler Adel sowie verschiedenen klösterlichen Gemeinschaften geprägt, die Nikolaus von Kues allerdings nicht in seinem Sinne zu lösen vermochte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Kurienkardinal im Kirchenstaat. Nikolaus von Kues verstarb 1464 in Todi. Beigesetzt wurde sein Leichnam in seiner Titularkirche San Pietro in Vincoli in Rom, sein Herz in das St. Nikolaus-Hospital nach Kues überführt. Anlässlich seines 600. Geburtstags fanden im Jahre 2001 in Bernkastel-Kues große Feierlichkeiten statt. So wurde beispielsweise eine große Cusanus-Ausstellung ausgerichtet und der ehemalige Bundespräsident, Johannes Rau, kam zu Besuch.
Insgesamt hat Cusanus fast 300 Predigtentwürfe und über 50 Werke hinterlassen. Seine Schriften lassen sich insgesamt drei Themenbereichen zuordnen. Hierzu zählen zunächst seine kirchen- und staatspolitischen Schriften, wie z. B. ,,De concordantia catholica", in der sich Nikolaus von Kues mit der Reform der Kirche und des Reiches auseinandersetzt und die Unechtheit der konstantinischen Schenkung nachweist. Der zweite und zugleich größte Themenbereich behandelt philosophisch-theologische Inhalte. Zu diesen zählt auch sein Hauptwerk ,,De docta ignorantia", ein Werk des Wandels scholastischen Denkens hin zum Geist des Humanismus und der Renaissance. Eine dritte Gruppe bilden schließlich seine mathematischen Traktate, wie ,,De mathematicis complementis", in denen Nikolaus von Kues anhand geometrischer sowie arithmetischer Beispiele, wie z. B. zur Quadratur des Kreises oder zur Infinitesimalrechnung, vor allem philosophisch-theologische Überlegungen verdeutlicht.
Im 20. Jahrhundert kam es zur Institutionalisierung der Cusanus-Forschung. 1960 wurden die Cusanus-Gesellschaft in Bernkastel-Kues sowie das Cusanus-Institut in Mainz, das 1981 an die Universität Trier verlegt wurde, gegründet. Besonders gefördert wurde die Gründung beider Institutionen dabei vom Land Rheinland-Pfalz. Neben der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Nikolaus von Kues und der Edition seiner Predigten im Cusanus-Institut sollen seine Ideen über die Cusanus-Gesellschaft einer möglichst breiten Öffentlichkeit vermittelt werden.
Autor: Maximilian Deheck
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