2021 wurden die sogenannten SchUM-Stätten am Rhein in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen. Sie sind damit die siebte durch die UNESCO anerkannte Welterbestätte in Rhenland-Pfalz, nach dem Speyerer Dom (Einschreibung 1981), den römischen Baudenkmälern sowie Dom und Liebfrauenkirche in Trier (Einschreibung 1986), dem Oberen Mittelrheintal (Einschreibung 2002), dem rheinland-pfälzischen Teil des obergermanisch-raetischen Limes (Eintragung 2005 als Teil der „Grenzen des Römisches Reiches“), den rheinland-pfälzischen Relikten des Niedergermanischen Limes (Eintragung 2021 als Teil der „Grenzen des Römisches Reiches“) und dem Historischen Kurviertel von Bad Ems (Eintragung 2021 als Teil der „Bedeutenden Kurstädte Europas“).

Als SchUM-Stätten werden die vor allem im Mittelalter sehr einflussreichen und bedeutsamen jüdischen Gemeinden in den Städten Speyer, Worms und Mainz bezeichnet. Das Wort ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen der drei Städte – Schpira (Speyer), Warmaisa (Worms) und Magenza (Mainz).

Die jüdischen Gemeinden der drei Städte sind seit dem 10. Jahrhundert nachweisbar und zählen damit zu den frühesten überlieferten Gemeinden in Mittel- und Osteuropa. Zwischen den Gemeinden existierte ein enger Austausch, aus dem viele kulturelle, religiöse und juristische Traditionen und Regeln des askenasischen Judentums hervorgingen. Der Verbund dieser drei Gemeinden am Rhein gilt als Wiege dieser Ausformung des Judentums. Als askenasisch bezeichnet man heute das Judentum in Mittel-, Nord- und Osteuropa, das durch die große Entfernung zu den ursprünglichen, jüdischen Zentren und durch das Leben in einer christlichen Mehrheitsgesellschaft ganz eigene religiöse, gesellschaftliche und kulturelle Ausformungen ihres Glaubens fand.

Neben den geistigen Grundlagen jüdischen Lebens entstanden hier am Rhein auch richtungsweisende Bauten und Anlagen, die die jüdisch-religiöse Kultur nördlich der Alpen beeinflusste. So haben sich in den drei Städten bis heute einzigartige Gemeindezentren wie der Judenhof in Speyer mit Synagoge, Synagogenhof, Frauenschule, Mikwe (rituelles Bad) und der Jeschiwa (Talmud-Hochschule) oder auch der Synagogenbezirk in Worms mit Synagoge, Synagogenhof, Frauenschule, Mikwe, Jeschiwa und Gemeindehaus, dem sogenannten „Raschi-Haus“ erhalten. Mit den alten jüdischen Friedhöfen in Worms und Mainz sind auch noch Zeugnisse der jüdischen Bestattungskultur vorhanden.


Autor: Lutz Luckhaupt

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