Gerolsteiner aus der Vulkaneifel zählt zu den größten deutschen Mineralbrunnen. Das heutige Unternehmen Gerolsteiner Brunnen entstand im Jahr 1888 unter dem Namen Gerolsteiner Sprudel W. Castendyck Gerolstein. Der Bergwerksdirektor Wilhelm Castendyck füllte das erste Wasser in Krügen ab. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Glasflaschen, kurz vor Beginn des 21. Jahrhunderts Kunststoffflaschen zum Einsatz.
Im Jahr 1929 verkaufte Gerolsteiner Sprudel 12 Mio. Flaschen – das war vor den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die zu starken Einbrüchen in der Mineralwasserbranche führte. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahren stieg der Umsatz wieder an – unter anderem durch die Limonade Gerri – und erreichte 1938 16 Mio. Flaschen. Durch den Zweiten Weltkrieg brachen Abfüllung und Produktion stark ein.
Im Jahr 1950 konnte Gerolsteiner mit 6 Mio. Flaschen nur die Hälfte von 1929 umsetzen, während der Konkurrent Rhenser bereits über 14 Mio. Flaschen verkaufte. Die Marke mit dem Stern erwarb im Jahr 1954 den Gerolsteiner Brunnen Wilhelm Flamm & Co. und legte eine sensationelle Aufholjagd hin: 1959 setzte sie über 43 Mio. Flaschen ab – mehr als alle anderen Mineralbrunnen. Diese Entwicklung folgte unter anderem daraus, dass Mineralwasser vom Luxusgut zum Massenkonsumartikel wurde. Die Deutschen tranken Anfang der 1950er Jahre nur wenig Mineralwasser. Im Jahr 1970 waren es bereits 12,5 Liter, 1980 knapp 40 und auf einem Höhepunkt 2015 149 Liter pro Kopf.
Ein weiterer Grund für den Erfolg war, dass Gerolsteiner sich Modernisierungen nicht verschloss. Bereits 1961 verwendete das Unternehmen teilweise die leichteren und praktischen Kunststoff- statt Holzkisten. Als erster Mineralbrunnen stellte Gerolsteiner 1970 auf die Brunneneinheitsflasche der Genossenschaft Deutscher Brunnen um, die bekannte 0,7 l-Glasflasche mit Perlmuster. Seitdem sind weitere Gebinde hinzugekommen, u.a. 1998 die 1-Liter-PET-Mehrwegflasche.
1969 fusionierten Gerolsteiner Sprudel und Schlossbrunnen, 1970 kam der Rockeskyller Sprudel hinzu und 1984 vereinte sich auch der Flora-Brunnen in Gerolstein mit dem Unternehmen, das sich in Gerolsteiner Brunnen umbenannte.
Im Jahr 2020 nahm Gerolsteiner in Bezug auf den deutschlandweiten Umsatz den fünften Platz auf dem deutschlandweiten Mineralwassermarkt ein, hinter mehreren Discounterlieferanten. Im Export aus Deutschland ist die Marke Gerolsteiner führend.
Autorin: Ute Engelen
Literatur:
- Eisenbach, Ulrich: Mineralwasser. Vom Ursprung rein bis heute. Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Mineralbrunnen. VDM 100 Jahre. Bonn 2004.
- Engelen, Ute: Vom Luxusgut zum Massenkonsumartikel. Zur Wirtschaftsgeschichte der rheinland-pfälzischen Mineralbrunnen von 1918 bis in die 1970er-Jahre. In: Albert, Gleb J. /Siemens, Daniel /Wolff, Frank(Hg.), Entbehrung und Erfüllung. Praktiken von Arbeit, Körper und Konsum in der Geschichte moderner Gesellschaften. Bonn 2021 (Politik- und Gesellschaftsgeschichte, Bd. 112), S. 335–356.
- Statista, Statistiken zum Thema Mineralwasser, https://de.statista.com/themen/254/mineralwasser/, 16.11.2021.
Weblinks:
- Zur Geschichte der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG - wirtschaftsgeschichte-rlp.de
- Zur Geschichte der Nürburg-Quelle - wirtschaftsgeschichte-rlp.de
- Zur Geschichte von Staatlich Fachingen - wirtschaftsgeschichte-rlp.de
- Zur Geschichte von Rhenser Blaue Quellen - wirtschaftsgeschichte-rlp.de
- https://www.gerolsteiner.de/de/gerolsteiner-brunnen/historie/