Mitten in der Stadt steht der mächtige Dom. Er ist das steinerne Symbol der Macht des Mainzer Erzbischofs als Stellvertreter des Papstes, Herr über das Mainzer Erzbistum und Reichsfürst. Er ist der Kristallisationspunkt einer langen kirchlichen Entwicklung in und um Mainz. Die Entwicklung von Kurmainz seit dem Mittelalter prägt die rheinland-pfälzische Landesgeschichte bis heute entscheidend.

2009 wurde das 1000-jährige Jubiläum der Weihe des Mainzer Doms gefeiert. Über das Jahr verteilt fanden eine Vielzahl von kulturellen, historischen und sportlichen Veranstaltungen statt. Ein Highlight war dabei der Festgottesdienst im Dom. Bereits 1975 wurde ein rückblickend zu frühes 1000jähriges Jubiläum des Doms gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt ging man noch davon aus, dass Erzbischofs Willigis mit Amtsantritt im Jahr 975 bereits mit dem Dombau begann.

Der heutige Dom geht auf den Mainzer Erzbischof Willigis (975-1011) zurück, der um das Jahr 1000 einen neuen Dom bauen ließ – zuvor residierten die Erzbischöfe wahrscheinlich in der Klosterkirche St. Alban, die am 1. Dezember 805 auf dem Albansberg geweiht wurde.Viele Kirchen- und Reichsversammlungen fanden in St. Alban statt, wo auch die meisten Mainzer Erzbischöfe bis Willigis ihre letzte Ruhestätte fanden. Spätestens der erste überlieferte Bischof aus nachrömischer Zeit, Sidonius (gestorben um 580), verfügte sicherlich über eine noch ältere Bischofskirche, deren Standort heute nicht mehr nachweisbar ist.

Der Dombau von Willigis war 1009 vollendet – brannte aber unmittelbar vor oder kurz nach der Weihe ab. Der Wiederaufbau begann sofort, aber erst unter Erzbischof Bardo (1031-1051) wurde der Dom 1036 schließlich in Betrieb genommen. Im 20. Jahrhundert konnten Teile des Grundrisses des Baues aus dieser Frühphase des Doms entdeckt und archäologisch untersucht werden, auf deren Grundlage im Zuge eines Projektes zum Jubiläumsjahr 2009 eine Rekonstruktion entstand. Eine weitere Grundlage der Rekonstruktion dieser archäologisch und historisch sehr schwer nachweisbaren Bauphase ist das damalige Aussehen von Alt St. Peter in Rom. Willigis plante den Mainzer Dom wohl als kirchliches und politisches Zentrum des Reiches – die Vorrangstellung des Mainzer Erzbischofs bei der Krönung des deutschen Königs sollte bezugnehmend auf die Krönungskirche des Kaisers – Alt St. Peter in Rom – architektonisch ausgedrückt werden. Zwar wurden die deutschen Könige traditionell im Aachener Karlsdom gekrönt, aber der Mainzer Erzbischof spielte bei der Zeremonie eine entscheidende Rolle. Indem er eine sichtbare Parallele zu Rom zog, unterstrich Willigis die herausgehobene Würde des Mainzer Bischofsitzes und erhob in gleicher Weise den Anspruch, den deutschen König in Mainz zu krönen.

1081 kam es erneut zu einem Dombrand. Der durch Kaiser Heinrich IV. befohlene Wiederauf- und teilweise Neubau sorgte für eine Umgestaltung der Ostfassade zum Rhein hin in ihrer heutigen Form. Um 1130 wurde vor der Nordfassade des Querhauses des Doms unter Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken die St. Gotthard-Kapelle errichtet. Sie wurde als erzbischöfliche Privatkapelle genutzt.

Nach schweren Beschädigungen begannen Ende des 12. Jahrhunderts unter Erzbischof Konrad I. von Wittelsbach erneut große Baumaßnahmen die 1239 mit einer neuen Weihe des Doms durch Erzbischof Siegfried III. zum Abschluss kamen. Auch von dieser Bauphase wurde 2009 eine Rekonstruktion angefertigt.

Bis ins 18. Jahrhundert folgten weitere Umbaumaßnahmen wie beispielsweise die Aufstockung der Türme und der Bau gotischer Kapellenreihen. 1767 brannte der Dom nach einem Blitzschlag ab, beim Wideraufbau wurden die drei Westtürme neugestaltet. Bei der Belagerung von Mainz 1793 erlitt der Dom große Brandschäden.

Tatsächlich war der Dom so schwer beschädigt, dass es sogar bereits Abrisspläne gab, die aber 1802 durch Bischof Joseph Ludwig Colmar (1802-1818) verhindert werden konnten. Der Neuaufbau begann, lief aber nicht problemlos. Der achteckige Chorturm bekam 1828 eine eiförmige Kuppel aus Eisen, die so schwer war, dass die Statik des Turms gefährdet war. Der Turm wurde daraufhin abgebrochen und in den 1870er Jahren in seiner heutigen Form neu gebaut. 1914 bis 1928 wurden neue Betonfundamente eingebaut, da die alten Pfahlroste vermodert waren. Dies war eine Folge der Rheinbegradigung. Durch diese Maßnahme sank der Grundwasserspiegel und die Eichpfähle des Doms, die bisher im Wasser gestanden hatten, waren der Luft ausgesetzt, wodurch sie zu faulen begannen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden im Wesentlichen nur die Dächer des Domes zerstört.


Autor: Lutz Luckhaupt

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