Die Mainzer Republik 1792/93

Im Zuge der Revolutionskriege eroberten französische Truppen ab Herbst 1792 weite Teile des heutigen Rheinland-Pfalz. Am 21. Oktober 1792 wurde auch Mainz an die Franzosen übergeben. Die französischen Besatzer unterstützten die Politisierung der Bevölkerung und verkündeten die Befreiung der Menschen von den „Despoten“.

Nicht wenige Bürgerinnen und Bürger schlossen sich den Revolutionären an. Sie gründeten Jakobinerklubs und förderten gemeinsam mit den Franzosen die Verbreitung des revolutionären Gedankenguts. Doch der politische Wandel war zu groß und die Unterstützung der neuen Ideen wurde keine Massenbewegung. Zu viel Abhängigkeit herrschte gegenüber dem alten Kurfürstentum – wirtschaftlich, politisch und sozial. Angesichts der drohenden Rückeroberung der Gebiete durch die deutsch-österreichischen Truppen und der zu geringen Beteiligung der Bevölkerung ordneten die Franzosen die Durchführung von Wahlen für ein Parlament an. Anfang 1793 fanden daraufhin allgemeine Wahlen statt, an der alle selbstständigen Männer über 21 Jahre unabhängig ihrer Herkunft und ihres Vermögens teilnehmen durften – vorausgesetzt, sie leisteten zuvor einen Eid auf die Grundsätze der Revolution. Es kam zu Protesten, Wahlboykotten und der Ausweisung von Eidverweigerern. Dennoch schickten über 100 Gemeinden Abgeordnete zum „Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent“ und am 18. März 1793 wurde die Gründung der Mainzer Republik offiziell verkündet.

Ein eilig gestellter Antrag zur Angliederung an Frankreich besaß keine politische Bedeutung mehr, da die Gebiete der Mainzer Republik von den deutsch-österreichischen Truppen zurückerobert wurden. Am 23. Juli 1793 wurde auch die Stadt Mainz nach mehrmonatiger Belagerung von den Franzosen übergeben. Die deutschen Jakobiner wurden als Unterstützer der Franzosen verfolgt und inhaftiert, alle politischen Veränderungen revidiert.

Die Mainzer Republik hat seit ihrem Untergang zahlreiche Umdeutungen und Vereinnahmungsversuche erfahren. Die Episode der Mainzer Republik dauerte nur rund neun Monate und hinterließ keine bleibenden politischen Strukturen. Ihre Bedeutung für die Demokratiegeschichte liegt jedoch in der angestoßenen gesellschaftlichen Veränderung und den politischen Impulsen, die teils über Generationen in den Familien weitergegeben wurden. Auch die historische Bedeutung der ersten modernen Wahlen nach demokratischen Grundsätzen auf deutschem Boden ist herausragend. Mit diesem ersten Demokratieversuch auf deutschem Boden ist eine herausragende Rolle beim Ringen um bürgerliche Emanzipation und dem Kampf um demokratisches Mitspracherecht verbunden.


Autorin: Sarah Traub

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