Die von dem chinesischen Bildhauer Wu Weishan geschaffene Statue von Karl Marx im linken Bild wurde am 5. Mai 2018 zu dessen 200. Geburtstag enthüllt. Sie steht auf dem Simeonsstiftplatz in Trier und ist ein Geschenk der Volksrepublik China.

Der Pappaufsteller im rechten Bild stellt Friedrich Wilhelm Raiffeisen da. Er wurde zu Werbezwecken für die Veranstaltungen zum Raiffeisen-Jubiläum 2018 hergestellt.


Im Jahr 2018 wurden in Rheinland-Pfalz die 200. Geburtstage von zwei berühmten Söhnen des Landes gefeiert, die ihre jeweilige Region und weit darüber hinaus durch ihr Wirken geprägt haben. So erinnerte man in der Region Trier an den Geburtstag von Karl Marx und im Westerwald an den von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Während der Trierer Ökonom, Philosoph und Gesellschaftstheoretiker Marx zusammen mit Friedrich Engels eine eigene Gesellschaftslehre entwickelte, zeichnet der Sozialreformer und Kommunalbeamte Raiffeisen aus Hamm an der Sieg für die ländliche Genossenschaftsidee verantwortlich, die seit 2016 immaterielles Kulturerbe der UNESCO ist.

Karl Marx

Karl Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren. Er wuchs in bürgerlichen Verhältnissen als Sohn des jüdischen, aber nicht gläubigen, Rechtsanwalts Heinrich Marx auf, der später zum protestantischen Glauben konvertierte, um im preußischen Trier auch am neuen Landesgericht zugelassen zu werden. Die Kinder wurden einige Zeit später getauft. Der Vater liebäugelte mit den Gedanken der Aufklärung und der Französischen Revolution, was wohl auch den kleinen Karl prägte. 1835 legte Karl Marx das Abitur ab und ging noch im selben Jahr für ein Studium der Rechtswissenschaften nach Bonn. 1836 wechselte er an die Humboldt-Universität in Berlin. Neben seinem Studium beschäftigte er sich intensiv mit philosophischen und historischen Themen, die ihm durch seinen Vater, seine humanistische Schulbildung und vor allem durch seinen späteren Schwiegervater Johann Ludwig von Westphalen nähergebracht worden waren. Vor allem mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel und dessen Schülern beschäftigte er sich ausgiebig. Er nahm an Diskussionsrunden über die Gedanken Hegels teil, die in einer Kritik an Religion und Staat mündeten. Nach dem erfolgreichen Studienabschluss wurde er 1841 in Abwesenheit durch die Universität Jena promoviert. 1843 heiratete Karl Marx seine Jugendliebe Jenny von Westphalen in Kreuznach.

Marx wandte sich nach dem Studium dem Journalismus zu und wurde redaktioneller Leiter der liberalen „Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe“. Seine oft sarkastischen und polemischen Beiträge über die Lage der Moselwinzer oder über Freihandel und Schutzzölle riefen schon bald die preußische Zensurbehörde auf den Plan. Auch diese Pressezensur wurde von Marx kritisiert – bis die Zeitung schließlich verboten wurde.

Im Oktober 1843 zog Familie Marx nach Paris, einem geistigen Schmelztiegel, in dem Karl seine radikaldemokratischen Ansichten festigen und weiter ausformen konnte. Dort lernte er auch Friedrich Engels kennen, der ihn ermutigte, sich mit politischer Ökonomie zu beschäftigen. Die kritischen Artikel Marx' in verschiedenen Zeitschriften, die in Paris erschienen, sorgten für die durch Preußen geforderte Ausweisung von Karl Marx aus Frankreich. Die Familie zog daraufhin nach Brüssel, wo er weiter unter Beobachtung der preußischen Polizei stand. Als Folge gab Marx 1845 seine preußische Staatsbürgerschaft auf und war bis zu seinem Lebensende staatenlos. Belgien gewährte europäischen Oppositionellen relativ liberale Arbeitsbedingungen – wenn sie versicherten, sich nicht zur Landespolitik zu äußern. So kam auch Friedrich Engels nach Brüssel und die beiden Freunde veröffentlichten einige gemeinsame Schriften. So auch das „Manifest der Kommunistischen Partei“, welches die beiden kurz vor der Pariser Februarrevolution 1848 auf Wunsch des Londoner „Bund der Kommunisten“ veröffentlichten. 2013 wurde die Schrift zum Weltdokumentenerbe der UNESCO ernannt – zur Zeit der Veröffentlichung war die Resonanz allerdings über Jahrzehnte gering.

Als die Revolution ausbrach, verwies die belgische Polizei Marx des Landes. Über Paris kamen er und Engels zusammen mit ihren Familien nach Köln. Dort brachte Karl Marx die „Neue Rheinische Zeitung“ heraus, in der er keineswegs eine proletarische Revolution forderte, sondern sich für eine einheitliche Republik auf der Basis einer breiten Volksbewegung durch Mittelstand und Arbeiterschaft aussprach. Bei der Steuerverweigerungskampagne im Rheinland während der Revolution war Marx federführend beteiligt. Nach dem Scheitern der Revolution musste er Preußen dann innerhalb eines Tages verlassen und gelangte 1849 über Paris nach London, wo er bis zum Ende seines Lebens blieb. In England entwickelte sich Karl Marx zum Universalgelehrten und veröffentlichte über Jahre viele Kommentare zum Weltgeschehen. Zu seinem Hauptthema der politischen Ökonomie veröffentlichte er 1867 das Werk „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“. Auch diese Schrift zählt heute zum Weltdokumentenerbe der UNESCO – war aber nur als ein erster Band eines vielbändigen Werkes konzipiert. Bis zu seinem Tod 1883 veröffentlichte Marx keinen weiteren Band – erst postum veröffentlichte Friedrich Engels aus den hinterlassenen Exzerpten die Bände 2 und 3 (1885 und 1894). Von 1864 bis 1872 engagierte sich Karl Marx in der Internationalen Arbeiter-Assoziation. Er formulierte Gründungsprogramm und verschiedene Statuten, kritisierte nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges das deutsche Kriegsziel der Annexion von Elsass-Lothringen und nahm an den regelmäßigen Kongressen teil. Nach der Niederschlagung des Aufstandes der Pariser Commune im Mai 1871 wurde Karl Marx aufgrund seiner Schriften von vielen konservativen Regierungen Europas zu einem der Hauptschuldigen des Aufstandes gemacht. Die letzten Lebensjahre von Karl Marx waren durch langwierige Krankheiten geprägt – seinen Studien blieb er aber bis zuletzt treu.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Friedrich Wilhelm Raiffeisen wurde am 30. März 1818 in bescheidenen Verhältnissen in Hamm an der Sieg geboren. Nachdem er freiwillig in Köln und Koblenz den Militärdienst antrat, dann aber aufgrund eines Augenleidens seine Karriere abbrechen musste, wurde er preußischer Verwaltungsbeamter in Koblenz. 1843 wurde er kommissarischer Kreissekretär in Mayen, 1845 Bürgermeister in Weyerbusch, einer Stadt im Westerwald unweit seiner Heimat – eine landwirtschaftlich geprägte Region. Raiffeisen hatte sich um eine stark verarmte Bevölkerung zu kümmern. Nach zwei schlechten Jahren und dem Anstieg der Getreidepreise gründete er den „Weyerbuscher Brodverein“, um den Hunger in seiner Stadt zu mindern. Es war der erste einer Reihe von Vereinen, in denen Raiffeisen seine frühen Ideen einer genossenschaftlichen Darlehensidee verwirklichte. 1848 wurde Friedrich Wilhelm Raiffeisen Bürgermeister im Amtsbezirk Flammersfeld, wo er den Flammerfelder Hilfsverein gründete. Bereits ab seiner Amtszeit in Weyerbusch sorgte Raiffeisen außerdem durch die Förderung des Straßenbaus für eine bessere infrastrukturelle Anbindung der ländlichen Regionen des Westerwalds an die Handelszentren und größeren Städte. So war er unter anderem verantwortlich für den Bau der Rheinstraße – heute Raiffeisenstraße (B256) – von Altenkirchen nach Neuwied. Durch den Bau von Schulen steigerte er das Bildungsniveau.

1852 wurde Raiffeisen Bürgermeister im industriellen Heddersdorf und gründete dort den Heddersdorfer Wohltätigkeits-Verein. Aufgrund seines Augenleidens ging er 1865 frühzeitig in Ruhestand, widmete sich aber weiter der Bekämpfung der Armut und verfeinerte seine Genossenschaftsideen. 1866 veröffentlichte er die Denkschrift „Die Darlehenskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung“. Das Buch fand großen Anklang und schon wenige Jahre nach Veröffentlichung waren 75 Vereine in der Rheinprovinz gegründet worden, die nach den Prinzipien des Buches arbeiteten. Wesentliche Elemente sind die Selbsthilfe der Vereinsmitglieder und eine gemeinsame Haftung. Außerdem dürfen keine Kapitalbeteiligung, keine Eintrittsgelder und auch keine Gewinnbeteiligung verlangt werden. Eine weitere Vorgabe war die Beschränkung des Darlehenskassen-Vereins auf einen begrenzten Bezirk.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen starb am 11. März 1888 in Heddersdorf, wo er auch beigesetzt wurde.


Autor: Lutz Luckhaupt

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